Seit fünf Jahren sind Kerstin Wurmer und ihre Mama Christine Busin Teil der Regensburger Gastrolandschaft. Nun eröffnen sie ihr neues Lokal „dahoam im Schlosscafé“. Wie sie sich gegenseitig sowie ihre Mutter-Tochter-Beziehung beschreiben, warum man als Gastronom ein wenig durchgeknallt sein muss oder wie ihnen der Start in den Tag glückt und was die Zukunft für sie bringt, erzählen die beiden Frauen im Interview.

Was macht für Euch beide den Charme der Stadt Regensburg aus?
Kerstin Wurmer: „Die schöne Altstadt. Wenn das Wetter schön ist und wir draußen in Innenhof unseres Cafés sitzen fühlt man sich als wäre man in Italien. Aber natürlich die Donau sowie das Heimatgefühl. Und nicht zu vergessen, die vielen Lokale, unter anderem unser eigenes, auch wenn wir zu uns selbst nicht zum Frühstücken kommen.“
Wo geht Ihr beiden gerne essen?
Mama: „Wir gehen sehr gerne frühstücken, da probieren wir gerne viel aus. Aber so pauschal können wir das gar nicht sagen. Super gerne gehen wir zum Italiener oder Asiaten, aber auch die bayerische Küche mögen wir gerne. Das ist ebenfalls schön bei uns in Regensburg, dass es mittlerweile so viel Auswahl gibt.“
Wo trifft man Euch sonst in Regensburg an, wenn Ihr nicht in eurem Lokal seid?
Mama: „Überall, oft aber beim Rumkurven mit der Vespa. Wir haben beide vor einem Jahr einen Führerschein dafür gemacht.“
Wie würdet Ihr Euch gegenseitig mit drei Schlagwörtern beschreiben?
Kerstin Wurmer (über Mama): „Kreativ, selbstbewusst und herzlich.“
Mama (über Kerstin Wurmer): „Zuverlässig also sehr zuverlässig, hilfsbereit und durchgeknallt.“ *lacht*
Und würdet Ihr da jeweils so zustimmen?
Kerstin: „Wir sind schon so lange zusammen, also eindeutig ja! Und durchgeknallt sind wir beide, dass muss man auch ein Stück als Gastronom sein.“
„Da muas ma a bissl nasch sei.“
Wieso?
Kerstin Wurmer: „Alleine schon wegen der Anforderungen unter denen man arbeitet: Wir sind immer da, an vorderster Stelle, fangen frühmorgens an. Und wir geben auch nicht so gerne unser Zepter aus der Hand. Da sind wir bei der Zubereitung der Speisen sehr anspruchsvoll und da steckt viel Herzblut drin. Wir würden zwar gerne, aber abgeben fällt uns dann doch schwerer.“
Morgenroutine: Wie startet Ihr in den Tag nach dem Klingeln des Weckers? Und wie sieht ein klassischer Tag für Euch aus?
Kerstin Wurmer: „Nachdem der Wecker geklingelt hat, erstmal Morgentoilette. Da wir aktuell gemeinsam wohnen fahren wir zusammen los. Während der Fahrt wird gefrühstückt. Das heißt jeder kriegt ein Tetrapak Kaba und eine Breze, das ist wirklich essentiell bei uns.“
Mama: „Da lacht mein Mann immer drüber, weil er sagt, das sei wie in der Schule.
Wir fahren als erstes Einkaufen. Dann kommen wir ins Geschäft. Dort wird alles aus- und verräumt. Dann geht es an die Vorbereitung, die machen wir miteinander. Um ca. halb 9 teilen wir uns auf. Kerstin bleibt in der Küche und ich gehe in den Service, d.h. frischen Orangensaft pressen, Kaffee herrichten und so weiter. Pünktlich um 9 Uhr stehen die ersten Gäste vor der Tür und dann geht’s los.“
Kerstin Wurmer: „Ab sofort im neuen Lokal dann bis 18 Uhr.“
Mama: „Wenn wir dann heimkommen geht’s für mindestens eine Stunde auf die Couch zum Runterkommen.“
Was verbindet bzw. unterscheidet Euch beide?
Mama: „Optisch sind wir uns sehr ähnlich. Das sagt jeder. Das können wir nicht verleugnen. Charakterlich sind wir sehr unterschiedlich, da ergänzen wir uns gut.“
Kerstin Wurmer: „Ich habe eine super kurze Zündschnur im Vergleich zur Mama.“
Mama: „Bei mir ist es der hohe Anspruch, den ich habe. Ich sehe den kleinsten Fehler, was aber auch manchmal nicht gut ist für Mutter-Tochter, hier ist Kerstin dann geduldig mit mir. Aber wir kennen uns so gut und mögen uns sehr, da verzeiht man viel. Verzeiht man auch mehr als in einem Angestelltenverhältnis.“
Mutter-Tochter-Beziehung: Wie würdet Ihr diese beschreiben?
Mama: „Nicht abgenabelt!“ *beide lachen*
Kerstin Wurmer: „Nein, geschäftlich haben wir eine super Partnerschaft. Und privat Mutter-Tochter aber auch Freundinnen. Wir können miteinander über alles reden.“
„Ich finde das super, das würde ich gar nicht eintauschen oder verändern wollen. Null. Gar nicht.“
Kerstin, wie ist es für Dich mit deiner Mama zusammenzuarbeiten?
Kerstin Wurmer: „Viele sagen immer „Wie schlimm, wie kannst du nur mit deiner Mama zusammenarbeiten, das könnte ich nie im Leben!“. So ein Schmarrn! Das finde ich eine komische Aussage. Wir arbeiten schon so lange miteinander. Und lieber mit meiner Mama, als mit irgendjemand anderem.“

Was ist Euer Geheimrezept, warum es bei Euch beiden beruflich gut läuft?
Mama: „Dass wir unsere Träume verwirklichen und diese so umsetzten, wie wir das wollen. Und dass wir gemeinsam am gleichen Strick ziehen. Außerdem unsere Genauigkeit und unser Anspruch an uns selbst, dass wir Dinge ins Bessere verändern und nicht ins Schlechtere. Wir bleiben nicht an einem Punkt stehen, sondern entdecken immer wieder Neues für uns. Zum Beispiel waren wir erst in Hamburg und haben dort geiles Softeis probiert und beschlossen: Das müssen wir auch machen! Und jetzt gibt es bald von uns selbstgemachtes Softeis im Lokal.“
Was habt Ihr vor eurem Café gemacht?
Mama: „Bevor wir das Café eröffnet haben, sind wir in ganz Deutschland mit unserem Eventcatering rumgetingelt, zum Beispiel auf Rock im Park. Das war eine tolle und verrückte, aber auch anstrengende Zeit. Das tun wir jetzt nicht mehr. Nur noch am Spital-Christkindelmarkt trifft man uns mit unserem Kartoffelstand an.“
Fünf Jahre habt Ihr Euer Café „dahoam“ am Ölberg betrieben, welches Ihr Anfang Juni geschlossen habt. Nun eröffnet Ihr ab Mitte Juli Euer neues Lokal „dahoam im Schlosscafé“ am Emmeramsplatz. Was hat sich alles verändert?
Mama: „Vieles bleibt gleich, wie zum Beispiel das Angebot. Aber man kann es nicht mit dem alten Café vergleichen. Wir sind jeden Tag wieder begeistert wie schön wir unser neues Lokal hergerichtet haben. Einige Möbel haben wir mit umgezogen, aber einige neu angeschafft bzw. selbst gebaut, wie unsere gemütliche Bank. Außerdem haben wir längere Öffnungszeiten, bis 18 Uhr. Und hier am Emmeramsplatz sieht man viel mehr als am Ölberg. Hier laufen tagtäglich viele bekannte Regensburger vorbei. Also eine gute und schöne Lage!“
Kerstin Wurmer: „Und ich bin jetzt viel näher bei unseren Gästen und nicht mehr versteckt hinten in der Küche. Jetzt sind wir beide an der Front. Das hat den Vorteil, dass wir beide immer präsent sind und schnell raushüpfen können. Aber auch einen Nachteil: Ich muss mein Gesicht unter Kontrolle halten, ich habe manchmal einen ganz schlimmen Gesichtszirkus.“ *lacht*
Welche Herausforderungen musstet Ihr bisher bereits in Bezug auf Euer neues Café meistern?
Kerstin Wurmer: „Wir haben geplant und ich habe von Anfang an gesagt, wir brauchen nicht planen, weil zwischenzeitlich immer wieder was sein wird. Und so war es auch. Es gab Schwierigkeiten mit einem Handwerker oder bei mit der Neuanschaffung der Kaffeemaschine lief nicht alles einwandfrei. Für unsere Bank haben wir dann nicht den Stoff bekommen den wir unbedingt wollten. Aber wenn etwas nicht funktioniert, dann suchen wir nach einer Lösung und dann geht’s weiter!“
Auf was freut Ihr Euch am meisten in Eurem Schlosscafé?

Mama: „Auf das wir fertig mit dem Umbauen werden und dann auf das Anfangen. Wird interessant, wie wir angenommen werden. Besonders freuen wir uns auf unsere alten Gäste und wie ihnen das neue Lokal gefällt.“
Wo seht Ihr Euch in fünf bzw. zehn Jahren?
Kerstin Wurmer: „Das kann ich gar nicht sagen, soweit plane ich nicht. Das Schlosscafé war nicht geplant, sondern spontan. Die nächsten fünf Jahre werden wir das sicher haben, aber was danach kommt und ob wir eine Pachtverlängerung bekommen, wird man sehen. Ich entscheide eher nach Gefühl und wo mich der Wind hintreibt.“
Mama: „Ich will da sein wo auch meine Liebsten sind. Arbeitstechnisch, dass wir das so weiterzuführen können wie bisher. Aber wer weiß das schon. Zwischenzeitlich wollten wir Mal einen Biergarten eröffnen, daraus ist leider nichts geworden. Wir haben auch schon viele Angebote von anderen Städten bekommen, wie zum Beispiel München, die wir abgelehnt haben. Oder auch das Angebot für Franchising. Aber das passt nicht zu uns. Wir sind Freigeister.“
Wie wichtig ist Euch Freiheit in Eurem beruflichen Handeln?
Mama: „Das ist uns schon immer sehr wichtig, vor allem, wenn wir uns für etwas entscheiden. Wir hätten schon einige Gaststätten in Regensburg angeboten bekommen, die wir nicht angenommen haben, da wir zu viel von unserer Freiheit abgeben hätten müssen. Das zeigt sich alleine schon in unseren Kuchen. Die nicht nach Rezept sind, sondern wie es uns gerade einfällt und wenn er einmal für gut befunden, wird er dann auch so gemacht. Aber diese Rezepte gibt es in keinem Kochbuch. Diese Freiheit macht uns aus und deshalb kann man auch nicht sagen, wo es uns hintreibt.“
„Dahoam is koa Ort, des is a Gefühl.“
Euer Lokal heißt „Dahoam im Schlosscafé“, was bedeutet dieser Begriff für Euch? Wo fühlt Ihr euch „dahoam“?
Kerstin Wurmer: „Irgendwo reinzukommen und gleich zu sagen „Boah, hier möchte ich nicht bloß meinen Kaffee trinken und ein Stück Kuchen essen, sondern da kann ich mir gleich vorstellen einzuziehen!“. Einfach diese Gemütlichkeit zu spüren. Dieses „Daheimgefühl“ kann für uns überall sein. Überall wo wir uns wohlfühlen.“
Was tut Ihr zum Abschalten, also nur für Euch, damit es Euch gut geht?
Mama: „Die letzten fünf Jahre nicht so viel. Gerade im Moment ist es extrem, weil wir noch so viel im Kopf haben. Aber wir fahren gerne in den Urlaub, gehen gerne gemeinsam shoppen, sowie frühstücken oder unternehmen etwas mit unseren Partnern. Letztes Jahr waren wir viel mit dem Stand Up Paddle unterwegs. Vor kurzem haben wir uns einen Whirlpool gegönnt, da legen wir uns gerne mit einem Glas Wein rein zum Runterkommen.“
Vielen lieben Dank Euch beiden für das Interview.
Kerstin Wurmer und Mama Christine Busin, wohnhaft im Regensburger Umland, sind zwei Frauen voller Tatendrang, kreativer Ideen, Herzlichkeit sowie einer großen Portion Humor. Dieses Herzblut stecken die beiden in alle Projekte, die sie angehen. Die gebürtigen Niederbayerinnenn haben Mitte Juli ihr Lokal „dahoam im Schlosscafé“ am Emmeramsplatz 6 eröffnet. Begleitet werden sie täglich von ihren Hunden Otto und Gustl. Weitere Infos sind unter www.dahoam-regensburg.de oder auf Instagram @dahoam_im_schlosscafe zu finden.

Monika Hofer ist seit Jahren regelmäßig Gästin im „dahoam“ und freut sich nun sehr auf die erste „knackige Oma“ und einen „Breznsoiza“ im neuen Lokal von Kerstin & Mama.