Bernhard Löffler „Der Galerist in Schwarz“, schon lange ein vertrautes und unverwechselbares Bild in Regensburg, begeht heuer mit seiner „galerie konstantin b“ am Brixener Hof das 20-jährige Jubiläum, ein Grund mehr diese stille Regensburger Persönlichkeit zum Interview zu bitten.

Herr Löffler, wie ist es eigentlich um Ihre eigenen Malkünste bestellt?
Bernhard Löffler: „Ich habe keinerlei Ambitionen und ohne dass es arrogant klingen soll, ich lasse malen, weil das andere besser können. Davon abgesehen hatte man mir das Zeichnen bereits in der Schule schnell abgewöhnt.“
Muss Kunst schön sein?
Bernhard Löffler: „Sie muss es nicht, Kunst darf aber auch schön sein.“
Kommen auch Kinder in die „galerie konstantin b.“?
Bernhard Löffler: “Ja, selbstverständlich, zusammen mit ihren Eltern. Kinder sind mir stets willkommen. Kinder nehmen Kunst sehr wohl bewusst wahr, schauen sich alles ganz genau an und machen sich so ihre eigenen Gedanken.”
Sie sind stets dunkel gekleidet, deshalb werden sie in Regensburg auch als der Galerist in Schwarz genannt. Warum immer in Schwarz?
Bernhard Löffler: “Weil es mir gefällt.”
Darf ich dazu einen Text von Tobias Stutz anlässlich des 20-jährigen Galerienjubiläums aufgreifen?
Bernhard Löffler: „Bitte.”
Zitat Tobias Stutz: „Die Galerie und der Bernhard, diese zwei unbunten Pole, die Galerie mit ihren weißen Wänden und dem hellen Boden ohne Sockelleisten und raumgreifende Lampen auf der einen und der Bernhard auf der anderen Seite, schaffen beide in ihrer sympathischen Zurückhaltung den perfekten Raum für die Farben der Kunst, die in der „galerie konstantin b“ ausgestellt wird. Die Galerie fungiert gleichsam wie ein „Passepartout“, welches den Kunstwerken Luft zum Atmen gibt.“ Trifft es das?
Bernhard Löffler: „Da muss ich jetzt nichts hinzufügen, das ist doch ganz gut formuliert.“
Wann und wie war Ihre Initiation als Galerist?
Bernhard Löffler: „Im Jahr 2001, aber noch nicht als Galerist, sondern als Ausstellungsmacher, hier im Rahmen meiner Arbeit bei den Einrichtungen für Menschen mit Behinderung der Barmherzigen Brüder in Reichenbach. Die Geschäftsleitung hatte mich gebeten, eine Ausstellung mit Bildern und Arbeiten der dort lebenden Menschen in einer Bank in der Stadt Roding zu machen. Zur Galerie kam ich gleichsam wie die Jungfrau zum Kind, so kann man das wirklich sagen. Den vormaligen Inhaber der „galerie konstantin b“, übrigens ein Mediziner, hatte ich anlässlich einer Ausstellung kennen- und schätzen gelernt. Er war damals im Begriff sich beruflich zu verändern, weshalb er von Regensburg nach Hamburg zog. Zunächst war angedacht, dass ich die Galerie als sein Geschäftsführer fortführe, doch was hätte ich verlieren sollen. Also übernahm ich diese kleine Galerie, ganze zwölf Quadratmeter waren überschaubar ebenso die 100 Euro Raummiete in Stadtamhof am früheren Standort der Galerie. Mein Interesse an der Kunst wurde mir nicht in die Wiege gelegt, es ergab sich und entwickelte sich fortan mit meinen Ausstellungen.“
Und Ihre erste Ausstellung als Galerist?
Bernhard Löffler: „2001, zusammen mit Philipp Mansmann, einem Künstler aus München. Vor allem erinnere ich mich an den Tag der Ausstellungseröffnung, weil wir erst hier mit der Aufhängung der Bilder begonnen und deshalb einen furchtbaren Stress hatten. Heute müssen der Raum und alles darin ein besser noch zwei Tage vor der Eröffnung hergerichtet sein.“
Wie viele Ausstellungen sind Sie in den zurückliegenden 20 Jahren hinzugekommen?
Bernhard Löffler: „Die Jubiläumsausstellung liegt ja gerade erst ein paar Tage zurück, hierfür hatte ich eine Liste erstellt. Sie war die 117te und insgesamt sind es bis heute rund 120. Darunter sind aber auch solche, die ich außerhalb der Galerie in Regensburg begleitet habe.Peter Engel, ein freischaffender Künstler und Theaterbühnenbildner formuliert es hier trefflicher als ich es könnte, wenn er sagt: Gespachtelte Stellen, Vertiefungen, kleine Löcher – Die Wände erzählen von vielen, vielen Ausstellungen.“
Ist Ihnen eine Ausstellung ganz besonders in Erinnerung geblieben?
Bernhard Löffler: „Nein, es sind viele Ausstellungen die mich begeistert haben, ich erinnere mich zum Beispiel an eine Ausstellung damals noch in Stadtamhof mit Peter Engel, wo wir den kleinen Galerieraum erst halbieren mussten, um dann dort auf halber Höhe ein Planetarium einzubauen zu können, sicherlich eine Ausstellung, die seinerzeit eine große Aufmerksamkeit beim Regensburger Publikum nach sich zog. Ansonsten sind es ganz viele Ausstellungen, die ich in bester Erinnerung behalte, eine Einzelne kann und will ich da gar nicht besonders herausgreifen.“
Herr Löffler, eine Vernissage bleibt mir immer in Erinnerung, denn seinerzeit war der ganze Galerienraum, ja selbst die Straße davor Am Brixener Hofs voll mit jungen Menschen.
Bernhard Löffler: „Ich weiß was Sie meinen. Das war um 2010 und rührt aus meiner Bekanntschaft zu Professor Matthew Burger her, der seit 2007 der Praktikumsbeauftragte im Studiengang BID mit dem Lehrgebiet Industriedesign an der OTH Regensburg ist. Eigentlich hatte ja seine Frau meine Galerie und damit auch mich entdeckt, als sie hier Am Brixener Hof in Regensburg irgendwann vor meiner Galerie haltmachten. Zurück zur Jugend und das war so. Matthew und ich waren uns von Anfang an sympathisch, Design hatte mich immer schon fasziniert. Aus dem gemeinsamen Interesse heraus entstanden im Laufe der Jahre fünf Ausstellungen mit Studierenden der Fachrichtung Industriedesign, übrigens auch die Nächste zeigt wieder Studienarbeiten der Jugend. Ich freue mich schon sehr darauf, denn für mich sind diese Exponate immer auch ein Stück weit Kunst und durchaus ästhetisch, wenn auch die Intention vom Grundsatz her eine ganz andere ist, nämlich die Herstellung von Formen und Gegenständen, die irgendwann zu Massenprodukten werden sollen. Ich habe viele junge Studierende ausgesprochen engagiert und motiviert erleben dürfen und freue jedes Mal aufs Neue die Galerie als Projektionsfläche und Kontaktbörse zur Verfügung stellen zu können. Übrigens seit 2010 ist Matthew im Besitz eines IPhone aus Beton.“

Was war der Höhepunkt in Ihrem Leben als Galerist?
Bernhard Löffler: „Vielleicht kommt er ja noch.“
Welche Ausstellung erfüllt Sie noch heute mit Stolz?
Bernhard Löffler: „Der Begriff „Stolz“ gefällt mir nicht. Wenn Sie so wollen, mit stiller Freude hat mich eine kürzlich gewesene Ausstellung im Gebäude der Regierung der Oberpfalz am Regensburger Emmeramsplatz erfreut, in der Werke der Regensburger Malerin Rita Karrer gezeigt werden, einer großartigen Vertreterin der Konkreten Kunst. Rita Karrer und ich kennen uns seit vielen Jahren und stehen uns auch menschlich nahe. Eine Ausstellung ihrer Bilder in meiner Galerie war ursprünglich für dieses Jahr angedacht. Bedingt durch Corona, aber auch aufgrund persönlicher Umstände wurden die Bilder von Rita Karrer bereits jetzt gezeigt. Ansonsten möchte ich keine Ausstellung besonders hervorheben, es sind bzw. waren so viele sehr gute Arbeiten darunter. Bei der Auswahl meiner Ausstellungen mache ich keine Kompromisse. Für mich muss es passen und mich muss es begeistern. Heute bin da sehr breit aufgestellt.“
Nach welchen Kriterien suchen Sie Ihre Künstler:innen aus?
Bernhard Löffler: „Für mich ist es wichtig, dass immer auch ein Drängen der Künstler:innen spürbar ist, Kunst zu machen. Das kann unmöglich nur so nebenbei passieren oder um schnelles Geld zu machen. Wie gesagt, ich muss Begeisterung erleben und spüren. Dann erst steht die Kunst für sich auch ohne dass es vieler Kommentare bedarf.“
Binden Sie Ihre Künstler:innen in die Ausstellungskonzeption mit ein?
Bernhard Löffler: „Mir bedeutet es viel, dass die Künstler:innen und ich auf Augenhöhe agieren. Dürfte ich hier nur die Funktion einer Hilfskraft übernehmen, kann es für mein Publikum und mich keine gute Ausstellung werden Es gibt Künstler:innen, die eine fertige Konzeption mitbringen und dazu das Modell des Raums hernehmen. Wolfgang Grimm war so jemand. Bei Gruppenausstellungen vertraue ich auf den Rat und die Unterstützung von Liz Zitzelsberger, wir kennen und schätzen uns seit über 20 Jahren. Und ich empfehle lieber ein paar Bilder mehr mitzubringen, das schafft zusätzliche Freiräume für alle Beteiligten.“
Gibt es ein Thema, das sich wie ein Roter Faden durch Ihre Ausstellungen zieht?
Bernhard Löffler: „Ja, die Architektur in ihren unterschiedlichsten Facetten. Hierfür stehen die Arbeiten von Tobias Stutz, Willem Julius Müller; Franz Janetzko und Christiane Kirchinger. Aber auch Peter Engel möchte ich hier erwähnen ebenso wie Liz Zitzelsberger, die mit ihren Collagen Räume schafft und Gert Wiedmaier, der in der aktuell laufenden Ausstellung Donau – Eine Annäherung – Am Fluss entlang mit speziellen Foto- und Wachsarbeiten ein ganz eigenes Verständnis von Räumen und Landschaftsarchitektur transportiert. Ich selber fühle mich sehr mit dem Bauhaus verbunden.“
Schmerzt es, dass die Arbeiten, in die Ihre Künstler:innen und Sie ja viel Zeit und Liebe gesteckt haben, lediglich nur für kurze Zeit in der Galerie zur Kristallisation kommen?
Bernhard Löffler: „Das schmerzt, tatsächlich. Ich hatte schließlich alles ganz bewusst ausgewählt, mir viele Gedanken zur Präsentation gemacht. Und ja, irgendwann muss ich mich von den Exponaten wieder trennen. Spätestens dann kommt aber auch eine Vorfreude auf die nächste Ausstellung in mir auf. Und so manches Exponat hängt heute bei mir zuhause. Hin und wieder verändere ich das auch.“

Sie sind Dipl. Sozialpädagoge und arbeiten für die Barmherzigen Brüder in Reichenbach in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Gibt es Schnittmengen zwischen Ihrer beruflichen Tätigkeit und Ihrem Wirken als Regensburger Galerist?
Bernhard Löffler: „Als Sozialpädagoge bin ich über 30 Jahre tätig. In dieser Zeit habe ich viele Kolleg:innen kennengelernt, die ebenfalls sehr sind. Das Studium hatte mich fasziniert und ich wollte immer in einem Bereich arbeiten, in dem ich heute auch tätig bin, übrigens ein Studium, das man nicht einfach so mal mit links absitzt. Auch die Arbeit bei den Barmherzigen Brüdern ist oft sehr herausfordernd. Als Galerist finde ich dann den für mich notwendigen und wichtigen Ausgleich zum Beruf und auch ein paar anderen Dingen. Deshalb habe mich ganz bewusst für die 4-Tage-Woche entschieden. Der Freitag steht jetzt ganz im Zeichen der Galerie. Zur Schnittmenge, das war doch Ihre Frage, oder? Die sehe ich in der Wertschätzung für meine Arbeit als Sozialpädagoge in Reichenbach ebenso wie für mein Tun und Wirken als Galerist in Regensburg.“
Herr Löffler, beschreiben Sie die Kunst in Ihrer Galerie bitte in drei Worten.
Bernhard Löffler: „Vielfältig, wertig, innovativ und couragiert und meine Galerie, die als Ruheraum in einer zunehmend lauter und komplexer werdenden Welt fungiert. Das waren jetzt mehr als drei Worte, oder? Vielfältige Kunst deshalb, weil Kunst für mich sowohl gegenständlich als auch abstrakt sein darf. Kunst verbinde ich vor allem mit einer Art von Begeisterung, die das Exponat in mir auslöst.“
Gibt es eine Botschaft, die Sie als Galerist transportieren möchten?
Bernhard Löffler: „Nein, ich mache das, weil es mir Vergnügen bereitet. Den Künstler:innen biete ich mit der Galerie eine Plattform an und dem Regensburger Publikum qualitativ hochwertige Kunst, so möchte ich das jedenfalls verstanden wissen. Dabei bin ich weder Missionar und noch habe ich irgendwelche Visionen. Dass sich Menschen von der Kunst ansprechen und möglicherweise auch beeinflussen lassen, liegt in der Natur der Dinge. Das freut mich selbstverständlich.“
Jede Ausstellung wirkt auf ihr Publikum, sicher auch auf Sie, was bleibt hängen?
Bernhard Löffler: „In der Regel habe ich mehrere Wochen Zeit mir die Exponate anzusehen, was ich ausgiebig tue. Erst dadurch lerne ich meine Künstler:innen richtig kennen. Kunst wandelt sich bisweilen mit der Zeit, macht sie umso schöner und liebenswerter. Eine Ausstellung geht zu Ende und das nächste Projekt ist im Raum. Das ist dann so ähnlich wie mit einem weinenden und einem lachenden Auge und wie ich schon sagte, so manches Exponat ist heute zuhause bei mir.“
Ich komme auf den Anfang unseres Gesprächs zurück als ich Sie gefragt hatte, ob Kunst schön sein muss. Ist Kunst Luxus?
Bernhard Löffler: „Für mich ist Kunst kein Luxus, vielmehr so wichtig wie die Luft zum Atmen. Das darf aber jeder für sich selbst und ganz nach Belieben entscheiden. Aktuell in wirtschaftlich schwieriger werdender Zeit wird sie mehr und mehr zum Luxus, das ist mir durchaus bewusst. Gleichwohl möchte ich die Regensburger und Regenburgerinnen und das Publikum einladen, meine Künstlerinnen und Künstler und mich kennenzulernen, gerne auch mit einem Zitat von Florian Toperngpong zum 20-jährigen Jubiläum. Die „galerie konstantin b“ ist eine wandlungsfähige Wunderkammer, die alle Nuancen der zeitgenössischen Kunst abdeckt. Von Malerei zu Performance, von Papier zu Objekt, von ernst zu augenzwinkernd. Ob der Mensch und Galerist Bernhard Löffler das will, glaube ich eher nicht, denn Uniformität, Angepasstheit und Stromlinie sind nicht sein Ding“.“
Vielen Dank lieber Herr Löffler, ich freue mich auf den nächsten Ausstellungsbesuch in der „galerie konstantin b“.
Gebürtig in Aschaffenburg, lebt Bernhard Löffler seit vielen Jahren in Regensburg. Nach der Lehre zum Landschaftsgärtner studierte Herr Löffler Sozialpädagogik. Seit vielen Jahren arbeitet in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Reichenbach. Seit 2001 ist er der Inhaber der „galerie konstantin b“ am Brixener Hof in der Regensburger Innenstadt.

Der Autor möchte anonym bleiben.