Bereits seit 45 Jahren ist der aus Freyung stammende Detlef Staude in Regensburg und fühlt sich dort rundum wohl. Er ist seit über 40 Jahren ehrenamtlich aktiv und setzt sich vor allem im Fußball aktiv für die Jugend ein. In seiner Jugendzeit hat er selbst im Verein Fußball gespielt und viele positive Erfahrungen gemacht – diese möchte er nun an die nächste Generation weitergeben.

Herr Staude, Sie sind nun schon seit 45 Jahren in Regensburg. Was gefällt Ihnen besonders gut an der Stadt?
Detlef Staude: „Regensburg ist nicht zu groß und nicht zu klein. München wäre mir zum Beispiel zu groß und unübersichtlich, ländliche Gemeinden zu klein. In Regensburg kenne ich mich gut aus, bin aber trotzdem einigermaßen anonym unterwegs. Zudem hat die Stadt einiges an Freizeitmöglichkeiten zu bieten.“
Die Liste an Ehrenämtern auf Ihrer Homepage ist lang. Wie kam es zu den vielen Ehrenämtern?
Detlef Staude: „Ich bin seit knapp 40 Jahren ehrenamtlich tätig. Ist man einmal in einem Ehrenamt, dann folgen häufig weitere. So war es auch bei mir. Auf die Tätigkeit im Stadtjugendring folgte die ehrenamtliche Tätigkeit in der Sportjugend. Es kam der Übungsleiterschein dazu und Anfragen, als Schiedsrichter tätig zu werden – so wird die Liste an Ehrenämtern immer länger. Wenn es Spaß macht, bleibt man auch dabei.“
Wie viel Zeit investieren Sie in Ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten?
Detlef Staude: „Das ist unterschiedlich und hängt häufig von der Fußballsaison ab. Durch den ‚Coronastau‘ gibt es einige Veranstaltungen, die vom letzten Jahr nachgeholt werden. In Spitzenzeiten kommt man schon einmal auf 20 Stunden pro Woche. Es gibt dann aber auch wieder Zeiten, in denen die ehrenamtlichen Tätigkeiten zwei bis drei Stunden pro Woche in Anspruch nehmen.“
Wie kommt es, dass Sie sich hauptsächlich für die Jugend einsetzen?
Detlef Staude: „Die Jugendlichen sind aus meiner Sicht eigentlich immer die Schwächsten in der Gesellschaft. Man kann ihnen was beibringen, auch durch den Fußball. Von daher setze ich mich gerne für diese Gruppe der Gesellschaft ein.“
Was muss man aus Ihrer Sicht für die Arbeit mit den Jugendlichen mitbringen?
Detlef Staude: „Man muss auf das Alter und die Wünsche der Jugendlichen eingehen können. Ich bin der Meinung, dass Jugendliche etwas dazulernen wollen. Deshalb ist es mir wichtig, mich regelmäßig fortzubilden, um entsprechende Programme für die Jugendlichen anbieten zu können. “
Sie erleben bei Ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten mit Sicherheit auch Enttäuschungen. Wie gehen Sie damit um?
Detlef Staude: „Enttäuschungen die gibt’s in jedem Fall. Wenn sehr viele dabei sind, die einen enttäuschen, muss man sich überlegen, ob man noch richtig an Bord ist. Sind es nur ein oder zwei Jugendliche, die einen enttäuschen, muss man diese entsprechend ins Gebet nehmen. Wenn dies nichts hilft, dann muss man sich von solchen Jugendlichen trennen. Das ist immer schwer, weil man abwägen muss, ob es gravierende Sachen sind oder einfach Sachen, die man als Jugendlicher halt mal falsch macht.“
„Die größte Dankbarkeit ist, wenn man merkt, dass es den Jugendlichen Spaß macht, sie Freude haben und gerne wieder kommen.“
Erfahren Sie Dankbarkeit für ihre Tätigkeiten?
Detlef Staude: „Die größte Dankbarkeit ist, wenn man merkt, dass es den Jugendlichen Spaß macht, sie Freude haben und gerne wieder kommen. Für mich braucht es kein Zeichen der Dankbarkeit, wobei man sich natürlich auch einmal über ein Dankesschreiben und ein kleines Geschenk freut.“
Gab es eine besonders einprägende Situation, die Sie in Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit erlebt haben?
Detlef Staude: „Eine einzelne konkrete Situation gibt es nicht. Für mich waren besonders die internationalen Jugendbegegnungen einprägend. Es sind meist vom Verein aus angebotenen Freizeiten im Ausland mit einer Jugendgruppe. So waren wir beispielsweise schon in Amerika und Lettland. Teilweise ist man während dem Aufenthalt bei dort lebenden Familien untergebracht und lernt so schnell die Leute und die Region kennen, in der sie leben.
Auch in der Flüchtlingsarbeit konnte ich mich mit Jugendbegegnungen engagieren. Wir haben versucht in Deutschland ungewöhnliche Reiseziele zu finden, so z.B. die Ostsee und Nordsee. Die gemeinsame Zeit mit den geflüchteten Jugendlichen und Jugendlichen aus Regensburg war besonders spannend – es war schön zu sehen, wie gut Integration durch solche Begegnungen gelingen kann.“
„Deshalb sollte man nicht eine Schwarz-Weiß-Malerei betreiben, sondern sagen, dass es auch positive Dinge durch Corona gibt.“
Wie haben Sie Ihre Ehrenämter während der Corona-Pandemie ausüben können?
Detlef Staude: „Dass soziale Kontakte, Fahrten, Trainings usw. weggefallen sind, war natürlich nicht schön. Durch die ständigen Änderungen bei den Bestimmungen musste man häufig kurzfristig planen und viel umplanen, das war schwierig. Was neu dazugekommen ist und für mich Neuland war: das Digitale. Wir haben eine digitale Weihnachtsfeier gemacht, digital Sitzungen gehalten und sogar Gespräche mit bekannten Sportlern wie z.B. Philipp Lahm geführt – alles digital. Somit kenne ich mich jetzt auch einigermaßen aus in der digitalen Welt. Das ist für mich ein Fortschritt, wo ich etwas dazulernen konnte. Deshalb sollte man nicht eine Schwarz-Weiß-Malerei betreiben, sondern sagen, dass es auch positive Dinge durch Corona gibt. “

Hat sich das Vereinsleben durch die Corona-Pandemie stark verändert?
Detlef Staude: „Insgesamt hat die Zuverlässigkeit nachgelassen, das heißt es wird alles ein bisschen unverbindlicher. Die Leute die früher langfristig geplant haben, planen jetzt alle kurzfristig. Das hat sich einfach so eingebürgert. Es gibt ja nach wie vor Corona, es tritt jetzt praktisch tagesaktuell hinter dem Ukrainekrieg und der Inflation zurück. Aber es ist so ein drittes Thema, das sehr schnell wieder nach oben kommen kann, auch in der Öffentlichkeit. Corona ist so ein Thema, das wie ein Damoklesschwert über der Jugendarbeit schwebt. Dass es im Herbst eventuell wieder zu Einschränkungen kommen kann, ist auch für Vereine nicht ganz so einfach.“
„Ehrenamt verlangt immer mehr Fachwissen und Kenntnisse, was den ein oder anderen sogar abhält, ehrenamtlich tätig zu werden.“
Gibt es aus Ihrer Sicht Veränderungen bei ehrenamtlichen Tätigkeiten?
Detlef Staude: „Auf Ehrenamtliche kommen immer mehr Aufgaben zu – Bürokratie und Digitalisierung – um hier zwei Bereiche zu nennen. Ehrenamt verlangt immer mehr Fachwissen und Kenntnisse, was den ein oder anderen sogar abhält, ehrenamtlich tätig zu werden.“
Gibt es aus Ihrer Sicht Verbesserungsmöglichkeiten für ehrenamtliche Tätigkeiten?
Detlef Staude: „Ich denke es ist wichtig, dass ehrenamtliche Tätigkeiten unbürokratisch und einfach bleiben sollten. Es müssen finanzielle Ressourcen zur Verfügung stehen, damit der Verein die Möglichkeit hat etwas anzubieten. Außerdem braucht es Gelder für Schulungs- und Bildungsangebote, damit Ehrenamtliche die notwendige, meist digitale Pflichtbürokratie erledigen können. Da ist die Stadt und die Kommune gefordert. Zusätzlich sollte es Ansprechpartner für die ehrenamtlichen Mitarbeiter geben, an die man sich bei Fragen und Problemen wenden kann.“
Vielen Dank, Herr Staude, dass Sie sich für das Interview Zeit genommen haben.
Detlef Staude ist bei der Friedrich-Ebert-Stiftung im Regionalbüro Regensburg und der KommunalAkademie Bayern beschäftigt. Er ist selbst gerne sportlich unterwegs und sein freiwilliges Engagement geht über den Fußballverein hinaus. Er ist in der Sportjugend Regensburg im BLSV Vorsitzender. Außerdem ist er im Stadtjugendring Regensburg und dem Bezirksjugendring Oberpfalz aktiv tätig, um hier einen kleinen Ausschnitt aus seiner Ehrenamtsliste aufzuzeigen. Für alle, die mehr über die Arbeit von Detlef Staude erfahren, wollen: www.detlef-staude.com

Susanne Wißmüller hat in ihrem Berufsalltag ebenfalls mit Jugendlichen zu tun und ist nach dem Interview immer noch beeindruckt, wie man auch nach über 40 Jahren Ehrenamt noch so für sein freiwilliges Engagement brennen kann.