„Zum Glück zu Fuß“ – ein Interview mit Autorin Petra Bartoli y Eckert

Immer mehr Menschen sind auf der Suche nach dem „guten Leben“. Sie üben sich in Gelassenheit und streben nach Zufriedenheit. Um das zu erreichen, gehen manche ins Fitness- oder Yogastudio oder meditieren zu YouTube Videos. Petra Bartoli y Eckert hat ihren Rucksack gepackt, ihre Bergschuhe geschnürt und ist gewandert. Was sie auf ihrer Reise gelernt hat und wem sie begegnet ist, kann man in ihrem aktuellen Buch „Zum Glück zu Fuß. Begegnungen auf der Suche nach dem guten Leben“ nachlesen. Doch ich möchte heute wissen, wer steckt hinter diesem Buch und lebt Petra auch das, worüber sie schreibt?

Autorin Petra Bartoli y Eckert (Foto: Georg Schraml)

Du schreibst in Deinem Buch unter anderem über Gelassenheit und Zufriedenheit. Daher meine erste Frage: Was bringt Dich auf die Palme?

Petra Bartoli y Eckert: (lacht herzlich) „Was mich auf die Palme bringt, sind Menschen, die sofort über andere urteilen. Das nervt mich, da beziehe ich schnell Position für die vorverurteilte Person und halte es dann eher mit dem indianischen Sprichwort: „Urteile nicht über einen anderen, bevor du nicht einen Mond lang in seinen Mokassins gelaufen bist.“ Voreingenommenheit nervt mich tatsächlich.“

Bist Du denn spirituell?

Petra Bartoli y Eckert: „Ich bin eher eine große Freundin des sogenannten „Dialogs“, ein Ansatz von Martin Buber, der auch bei den indigenen Völkern eine große Rolle spielt. Er beinhaltet die Idee: Lasst uns zusammensitzen, miteinander reden, ohne zu unterbrechen und etwas erwidern zu müssen. Und vielleicht auch noch, einen Atemzug Pause machen, bevor ich rede. Diesen Ansatz finde ich ganz wunderbar.“

Wie bist Du nach Regensburg gekommen?

Petra Bartoli y Eckert: „Im Zuge meiner damaligen Arbeit als Erzieherin im Kinderheim. Nach dem Studium der Sozialen Arbeit an der OTH, bin ich dann in Regensburg geblieben. Regensburg ist eine absolut schöne Stadt. Für meine Eltern war ein Studium eher befremdlich. Es war eine unbekannte Welt für meine Familie, da ich als Erste in unserer Familie studiert habe.“

Nach Deinem Studium hast Du begonnen, im Bereich der Jugendhilfe als Sozialpädagogin zu arbeiten, richtig?

Petra Bartoli y Eckert: „Genau. Ich arbeitete im stationären Heimbereich der Jugendhilfe mit verhaltensoriginellen Jugendlichen und anschließend in einem Betreuten Wohnen mit jungen Erwachsenen, die sich verselbstständigt haben. Die letzten drei Jahre, in denen ich als Sozialarbeiterin tätig war, begleitete ich nicht beschulbare Kinder und Jugendliche an einer Schule. Da flog schon mal der ein oder andere Stuhl durch das Klassenzimmer. Damals gab es noch kein Inklusionsgesetzt und keinen Beruf als SchulbegleiterIn. Aber es war ja Schulpflicht. So war ich drei Jahre für diese Kinder zuständig. Und dann habe ich meinen Job an den Nagel gehängt.“

Du hast Deinen Job gekündigt und bist losgewandert?

Petra Bartoli y Eckert: „Ne, ne, so war es tatsächlich nicht. Ich habe vor 14 Jahren meinen unbefristeten Vertrag im Öffentlichen Dienst gekündigt, weil ich da zu schreiben begonnen habe – meinen ersten Roman. Ich dachte mir damals, ich gehe zu den großen Verlagen – die haben sicher alle auf mich gewartet. Aber so war es nicht (lacht). Nach vielen Absagen erschien mein Roman dann in einem kleinen Verlag. Später habe ich bemerkt, ich hätte mir doch vorher Handwerkszeug aneignen sollen, denn ich habe damals den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht. Also habe ich neben der Arbeit berufsbegleitend eine Ausbildung zur Drehbuchautorin gemacht.“

Diese Ausbildung hast Du von 2007 bis 2008 in Leipzig gemacht?

Petra Bartoli y Eckert: „Ja, genau, für die Ausbildung bin ich immer wieder nach Leipzig gefahren. Die Ausbildung wurde von TOP: Talente, einem Förderverein für Film- und Fernsehdramaturgie, angeboten. Ich habe viel gelernt! Unter anderem das dramaturgische Handwerkszeug, dass mir später auch in anderen Genres sehr nützlich sein würde. Ich glaube aber, dass das Allerbeste das Netzwerk war, das ich dort aufgebaut habe. Hier traf ich Menschen, die mit Geschichten, Texten und Dramaturgie zu tun hatten. Tatsächlich habe ich darüber auch erste Aufträge bekommen und dann beschlossen: Ich springe jetzt ins kalte Wasser und probiere das. Obwohl ich wahnsinnig gerne als Sozialpädagogin gearbeitet habe.“

„Ich dachte mir: Das Eine war gut, ich probiere jetzt das zweite Gute –mal gucken ob es funktioniert.“

Kann man sich einfach so Selbstständig machen?

Petra Bartoli y Eckert: „Ich dachte mir: Das Eine war gut, ich probiere jetzt das zweite Gute – mal gucken ob es funktioniert. Es war natürlich nicht ganz so reibungslos und sofort erfolgreich. Aber ich habe damals aus meinen alten Kompetenzen als Sozialpädagogin viel mitgenommen. Bis heute schreibe ich für pädagogische Verlage. Das gehört auch zu mir. Ich schreibe zum Beispiel Geschichten und Lektüren für Kinder, die sich mit dem Lesen schwertun. Und ich arbeite ich mit einem Verlag auch an Buchprojekten für LeserInnen mit Demenz.“

Was haben Deine Eltern dazu gesagt, als sie erfahren haben, dass Du Deinen sicheren Job kündigst, um Drehbuchautorin zu werden?

Petra Bartoli y Eckert: „Ja… (lacht)…meine Eltern habe erst wenig dazu gesagt, haben jedoch gezuckt, als sie gehört haben, ich kündige meinen Vertrag im Öffentlichen Dienst. Da waren sie „not so amused“. Aber ich war ja erwachsen und wollte das trotzdem machen. Dadurch habe ich auch erfahren, dass ich so sehr dafür brenne. Ich wusste: Das wird funktionieren. Es war eher meine Oma, die den Kopf geschüttelt und gesagt hat: „Dearndl, wos wuist denn no ois mocha?“ Aber als ich mal ein Drehbuch für die Sendung „Dahoam ist Dahoam“ geschrieben habe, war meine Oma unglaublich stolz, als sie im Abspann meinen Namen gelesen hat. Da war sie dann besänftigt.“

„Es war eher meine Oma, die den Kopf geschüttelt und gesagt hat: „Dearndl, wos wuist denn no ois mocha?““

Warum bist Du auch während Deiner Ausbildung als Drehbuchautorin in Regensburg geblieben bist? Leipzig hat ja schon ein reges Kulturleben, das anziehend ist.

Petra Bartoli y Eckert: „Naja, das Besondere für die schreibende Zunft ist natürlich die jährliche Buchmesse in Leipzig. Ich persönlich finde diese Buchmesse im Gegensatz zur Frankfurter schöner. In Frankfurt ist die Messe eher nüchtern, weniger chic und nicht unbedingt eine Publikumsmesse. Während in Leipzig „der Bär steppt“. Da ist die Manga-Community immer vertreten, man sieht junge Leute in bunten Kostümen die Messehallen fluten. Dieses Helle und Bunte ist schon besonders an Leipzig. Zudem ist Leipzig die einzige Stadt in Deutschland, in der man literarisches Schreiben studieren kann. Aber auch Regensburg hat eine bunte und vielfältige Kultur zu bieten und ich fühle mich hier einfach beheimatet.“

Wie ist es dazu gekommen, dass Du die Zeit zum Wandern gefunden hast?

Petra Bartoli y Eckert: „Das war für mich ein Bonus, den mir Corona beschert hat – so ungewöhnlich es klingt. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich vor allem Kinder- und Jugendliteratur geschrieben, Drehbücher, Rundfunkgeschichten für Kinder und die pädagogische Fachliteratur. Das waren die wichtigsten Standbeine meiner Selbstständigkeit. Aber ich hatte schon längere Zeit vorher die Idee, etwas ganz anderes schreiben zu wollen. Ein Sachbuch, in dem ich mich selber auch ein bisschen zeige. Dazu kam, dass ich immer wieder Bücher von Menschen auf dem Tisch hatte, die Anderen erklären, wie sie sich zu verhalten haben, wenn sie glücklich sein wollen. Diese Ratgeber versprechen, wenn man alle Tipps aus dem Buch berücksichtigen würden, dass man glücklicher, zufriedener, schlanker, erfolgreicher – und was auch immer man sich noch wünscht im Leben – werden wird. Man müsste es halt nur so machen, wie es diese AutorInnen vorgeben. Aus meiner Erfahrung in der Sozialen Arbeit wusste ich aber, dass das nicht funktioniert. Wenn doch, dann könnte man jedem Menschen auf der Welt so ein Buch in die Hand drücken und es gäbe kein Leid und keine Enttäuschungen mehr.“

Und diese Bücher fandest Du nicht hilfreich?

Petra Bartoli y Eckert: „Ich dachte viel darüber nach und habe mich gefragt: Wie funktioniert das denn bei mir? Wann hab ich mich in meinem Leben zum Besseren verändert, oder alte Gewohnheiten abgelegt, oder…(denkt nach)…. etwas nachjustiert, oder meine Glaubenssätze reflektiert. Und da ist mir aufgefallen, dass ich in diesen Zeiten immer irgendwelche Vorbilder und Begleiter hatte und auch Menschen als Mentoren und Mentorinnen, von denen ich mir was abschauen konnte. Und das hat nur funktioniert, weil mir diese Menschen auch immer die Freiheit gelassen haben zu schauen, was ich für mich selbst mitnehmen möchte. Ich dachte mir also, es gibt Menschen, die glücklich und zufrieden sind und ein gutes Leben haben. Diese Menschen könnten doch Vorbild sein und man könnte von ihnen lernen. Das war eigentlich die Idee, die ich hatte und darüber wollte ich ein Buch schreiben. Ich bin auch großer Fan von TV-Formaten, wo Menschen interviewt oder portraitiert werden, ohne dass ihre Geschichte direkt bewertet wird und wo das Gesagte erstmal so stehengelassen wird. Hier lernt und erfährt man meistens sehr viel über die Person. Und ich dachte mir, ich würde das gerne mit dem Ziel „dem guten Leben auf die Spur zu kommen“ in Buchform machen.“

Und wie hast Du diese Personen gefunden?

Petra Bartoli y Eckert: „Ich habe bestimmt zwei Jahre lang eine Liste mit Menschen geführt, die ich getroffen habe. Die meisten Begegnungen waren flüchtige Treffen, z.B. im Kontext einer Fortbildung, im Urlaub, oder andere zufällige Wortwechsel, die aber einen Eindruck bei mir hinterlassen haben. Diese Sammlung an Namen war natürlich nur mein persönlicher Eindruck, deshalb habe ich noch ganz viele andere Menschen gefragt, ob ihnen Personen einfallen. So in der Art: Wen kennst du denn? Wer ist denn ganz zufrieden? Vielleicht auch ein bisschen weise? Und ich dachte mir, dieses Projekt mache ich irgendwann, wenn ich Zeit habe. (lacht) Aber ich hatte eigentlich gar keine Zeit. Und als Corona kam, wurden Lesungen abgesagt und Erscheinungstermine von Büchern wurden verschoben. Meine zwei ausstehenden Manuskripte beendete ich dann sogar 10 Wochen vor Abgabefrist und danach hatte ich Zeit. Also dachte ich mir: Wenn nicht jetzt, wann dann!?“

Aber wie plant man denn eine Reise während dem Ausbruch einer Pandemie?

Petra Bartoli y Eckert: „Während der Corona-Pandemie in 2020 hatten wir ja noch Kontaktbeschränkungen und so grenzte ich meine Reiseroute ein. Die Besuche bei den glücklichen Menschen in Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern oder Schleswig-Holstein musste ich leider streichen. Ich wollte mir auch Zeit nehmen dafür. Ich wollte eine Entschleunigung reinbringen und das geht eben am besten zu Fuß. Also habe ich die Region entsprechend beschränkt. Und ich dachte mir auch, ich begegne sicherlich auf dem Weg noch zufällig Menschen. Ich habe meinen Rucksack gepackt und habe die Menschen auf meiner Liste angeschrieben. Eine Absage für ein Interview bekam ich von einem Astronauten, der bereits im Weltraum war und zu der Zeit an einem weiteren sehr renommierten Projekt arbeitete und leider keine Zeit hatte. Aber wir hatten einen wunderschönen Schriftverkehr. Und eine weitere Absage, da die Person selbst auf Reisen war. Alle anderen hatten zugesagt.“

Du bist also mit Deinem Rucksack losgezogen und hast Geschichten gesammelt. Geschichten vom „guten Leben“?

Petra Bartoli y Eckert: „Genau. Speziell Lebensgeschichten und inspirierende Geschichten von Menschen, denen es gelingt, zufrieden zu leben.“

„Ich glaube, wenn Menschen weggehen, kommen sie mit Erkenntnissen wieder. Und ich denke, so war es dann auch bei mir.“

Warum musstest Du dafür raus aus Regensburg? Gab es in Deiner näheren Umgebung keine Menschen, die ein zufriedenes Leben geführt haben?

Petra Bartoli y Eckert: „Ich bin viel zu Fuß unterwegs und gehe gerne. Ich bin auch vor dem Buch schon gerne Wandern gegangen. Noch nicht mehrere Tage am Stück, auch keine ewig langen Etappen, mal im Bayerischen Wald, oder auch mal eine Jakobswegetappe, aber ich bin immer wieder heimgekommen. Und ich dachte mir, das Gehen hilft, meine Gedanken zu sortieren. Und was mir bei meinen Geschichten hilft, das kann ja für dieses Buch nicht schlecht sein. Zudem wollte ich tatsächlich ausprobieren, was es mit mir macht, wenn ich alleine unterwegs bin. Ich kann schon mit mir alleine sein, das weiß ich. Meine Tochter ist mittlerweile erwachsen und ausgezogen, mein Mann arbeitete im Kinderheim im Schichtdienst mit Nacht- und Wochenenddiensten. Ich bin gelegentliches Alleinsein also gewohnt, aber ich wollte gerne ausprobieren, wie das über so viele Tage ist. Und das war eigentlich so die Idee, weshalb ich gehen und weggehen wollte.  Ich glaube, wenn Menschen weggehen, kommen sie mit Erkenntnissen wieder. Und ich denke, so war es dann auch bei mir.“

Was sagten Deine Eltern und Deine Familie dazu, dass du jetzt auch noch Wandern gehst?

Petra Bartoli y Eckert: „Mein Vater ist leider schon verstorben, aber ich glaube ihm hätte es gefallen, dass ich losziehe. Er hätte sich eine Landkarte geholt und nachgeschaut, wo ich heute unterwegs bin. Der wäre damit sehr fein gewesen. Meiner Mutter war es wichtig, dass ich mich zwischendurch melde. Auch wenn ich erwachsen bin, wollte sie gerne wissen, dass ich gut angekommen und nach drei Tagen Alleine-Unterwegs-Sein nicht irgendwo verschollen bin. Das war auch meiner Familie, meiner erwachsenen Tochter und meinem Mann, klar: dass ich einen Piep gebe, wo ich bin. Wenn mal kein Netz war oder ich abends noch ein Interview hatte, ist es nicht immer gegangen, aber eine kurze Nachricht schreiben war immer möglich. Sowas wie: „Bin angekommen. Habe keine Blasen. Keinen Sonnenbrand. Es geht mir gut.“ (lacht)“

Du bist ja bei Wind und Wetter losgezogen. Hast Du Dich irgendwie vorbereitet?

Petra Bartoli y Eckert: „Wie gesagt, war ich schon ein bisschen wandererfahren, aber das hört sich nach mehr an, als es damals tatsächlich war. Ich wusste, dass ich weit gehen kann, nur nicht, ob ich das auch so lange kann. Das musste sich erst herausstellen. Was ich vorher auch nicht wusste: Dass es einen typischen Wanderblues gibt. Das habe ich dann von Anderen im Nachhinein gehört, zum Beispiel von Menschen, die den Jakobsweg gegangen sind. Man ist in herrlichster Natur unterwegs und der Körper schüttet durch das Gehen Endorphine aus, man empfindet also eigentlich so ein Art Wohlgefühl – nur die Füße tun irgendwann weh. Eigentlich ist die Stimmung gut, aber nach einer gewissen Zeit setzt plötzlich dieser Wanderblues ein. Eine Melancholie, fast schon eine depressive Grundstimmung. Und das habe ich auch erlebt. Das hat mich überrascht, und ich habe mich gefragt: Was ist denn jetzt passiert!?“

Ich stelle es mir schwierig vor, das auszuhalten. Vor allem, weil Du meintest, Du wusstest, dass Du mit Dir alleine sein kannst. Aber dann kommt so ein Blues und man stellt fest, man bewegt sich plötzlich in ganz anderen Stimmungstiefen.

Petra Bartoli y Eckert: „Ja, das waren auch die Situationen, in denen ich mich gefragt habe, warum ich das tue.“

Wolltest Du umkehren? Oder einfach in einen Zug nach Regensburg einsteigen?

Petra Bartoli y Eckert: „Die Idee mit dem Umkehren hatte ich tatsächlich. Zum Beispiel, als ich zwei Tage im Dauerregen laufen musste. Wenn mir damals jemand gekommen wäre mit: „Ach komm, es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung“ – ich glaube, dass ich dann, obwohl ich ein sehr sanftmütiger Mensch bin, richtig wütend geworden wäre. (lacht) Wenn alles nass ist und die Schuhe schon bei jedem Schritt ein matschiges Geräusch machen, wenn das Wasser den Rücken runter läuft und man nichts mehr sieht, weil die Brille voller Regen ist… da hatte ich schon den Gedanken umzukehren. Ich habe es aber nicht getan. Und gut, dass ich es nicht getan habe, sonst hätte ich ja all die Leute nicht getroffen.“

Ich stelle mir auch vor, dass die Verpflegung, wenn man gerade aus dem Rucksack lebt, keine besonderen kulinarischen Genüsse sind. Da kommt mir die Frage: Was ist eigentlich das Leckerste, was Du je gegessen hast?

Petra Bartoli y Eckert: „Ich bin mit einem Halbspanier verheiratet und das Beste, was ich jemals gegessen habe, ist die Paella meines Mannes. Er kocht überhaupt gut, aber seine Paella ist sehr besonders. Spanisches Essen ist mittlerweile ja sehr „In“ und auch in Regensburg gibt es viele authentische Tapas-Bars, die alle lecker sind. Früher sagte die Oma meines Mannes, seine „Abuela“, immer: „Die Spanier haben das beste Essen, aber leider kein Talent für Gastronomie.“ Wenn sie jetzt erleben würde, wie viele spanische Restaurant es inzwischen gibt, würde sie sich sehr freuen.“

Wo trifft man Dich abends in Regensburg?

Petra Bartoli y Eckert: „Naja, jetzt im Sommer draußen, auf dem Bismarckplatz oder einfach nur beim Spazierengehen durch die Altstadt und das Gässchen-Gewirr. Ich mag besonders die ganzen Plätze in Regenburg. Die finde ich einmalig.“

Petra Bartoli y Eckert (Foto: Georg Schraml)

Um Deine Gedanken zu sortieren hilft Dir das Gehen. Gibt es noch andere Methoden, wie Du Dich erholst und Kraft tankst?

Petra Bartoli y Eckert: („lacht) Das klingt jetzt ein bisschen absurd, aber beim Lesen. Denn vor dem Schreiben war bei mir das Lesen. Ich habe als Kind immer gelesen. Ich habe Bücher verschlungen und mir zu jeder Gelegenheit Bücher gewünscht. Und wenn ich irgendwo war und warten musste, dann habe ich alles gelesen, was ich in die Finger bekommen habe. Und wenn es kein Buch gab, dann habe ich das Telefonbuch gelesen. Es gibt auch Phasen, in denen ich nicht gut lesen kann. Vor allem, wenn ich selbst eine Geschichte erarbeite und ganz tief im Plot drin bin. Dann ist die Geschichte, über die ich schreibe, so dominant, dass ich auch phasenweise darin lebe. Da tue ich mir schwer, noch zusätzlich ein Buch aufzuschlagen. Aber ansonsten brauche ich immer ein Buch, also habe ich in der Regel einen Stapel an Büchern zuhause. Wenn ich kein Buch finde, in das ich momentan gerne eintauchen möchte, werde ich unruhig. (lacht)“

Buch oder E-Reader?

Petra Bartoli y Eckert: „Buch! Keine Frage! Es sind ja nicht nur die Buchstaben, es ist die Haptik, der Geruch, das Umblättern, das Reinlegen des Lesezeichens. Das Cover, das ich mir immer wieder anschauen kann, den Klappentext, den ich zwischendurch vielleicht nochmal lesen möchte und das Vor- und Zurückblättern der Seiten… unbedingt Buch.“

Wo schreibst Du denn am liebsten?

Petra Bartoli y Eckert: „Hier im Büro. Ich teile mir mein Büro mit Anderen. Ich mag das sehr, ich bin ein geselliger Mensch und deshalb ist es für meinen Schreibprozess förderlich, hier zu arbeiten. Unter anderem arbeitet hier ein Texter und gerade da gibt es Überschneidungen, weshalb wir uns zwischendurch auch austauschen können und gegebenenfalls Rückmeldung geben können. Und das ist gegenseitig. Das mag ich total gerne. Aber wenn ich ehrlich bin, kann ich überall Schreiben: Im Zug, auf dem Weg zu einer Lesung oder wenn ich irgendwo warten muss. Das geht schon auch, aber am liebsten schreibe ich im Büro am Laptop. Das war übrigens eine meiner besten Entscheidungen in der Selbständigkeit: Hier in diese Bürogemeinschaft zu gehen.“

Was tust Du aktiv für ein besseres Regensburg?

Petra Bartoli y Eckert: „Momentan bin ich an einem MentorInnen-Projekt zur Nachwuchsförderung beteiligt, das von einem regionalen Berufsverband, dem Schriftstellerverband Ostbayern, initiiert wurde. Hier darf ich eine junge Frau begleiten, die ihre ersten Schritte als Schriftstellerin macht, die quasi an ihrem ersten Buch arbeitet. Ich glaube, Kultur ist mit Regensburg untrennbar verbunden, deshalb sollte auch diese junge Kultur einen Platz haben. Ich weiß, das hat sie an manchen Orten, aber ich glaube, das ist noch ausbaufähig. Und klar, neben der Kultur gibt es noch andere Themen, die zu einem besseren Regensburg führen können. Ich glaube Regensburg hat noch Luft nach oben hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz.“

Du planst noch eine Alpenüberquerung, oder?

Petra Bartoli y Eckert: „Die war tatsächlich schon. Letzten Sommer. Das Buch „Zum Glück zu Fuß“ war nicht nur ein Herzensprojekt, sondern auch eine Initialzündung hinsichtlich des Weitwanderns. Die Alpenüberquerung wird Thema meines zweiten Buches sein, dass nächstes Jahr erscheint. Auch da habe ich wieder ganz besondere Menschen getroffen, aber das ist eine andere Geschichte…“

Womit kann man Dir eine Freude machen?

Petra Bartoli y Eckert: „Total gerne mag ich selbstgemachte Dinge, alles was „handmade“ ist. Egal, ob es Essen ist, das besonders liebevoll und nachhaltig gemacht wird, oder andere Dinge. Ich trage gerade einen silbernen Ring mit Umrissen eines Bergpanoramas am Finger. Den hat mir mein Mann geschenkt und eine Goldschmiedin aus dem Allgäu hat ihn angefertigt. Also eigentlich mag ich alles, was selbstgemacht ist, ein Unikat und damit auch etwas Besonderes ist.“

Vielen Dank für dieses abwechslungsreiche und interessante Gespräch! Ich wünsche Dir alles Gute und viel Erfolg für Deine weiteren Veröffentlichungen.


Petra Bartoli y Eckert wird 1974 im Landkreis Straubing-Bogen geboren und zieht für ihr Studium der Sozialen Arbeit nach Regensburg. Hier arbeitet sie seit über 14 Jahren als selbstständige Schriftstellerin. Sie verfasst zahlreiche Drehbücher, Rundfunkgeschichten, Kinder- und Jugendromane und Sachbücher.
Weitere Infos findet man unter www.petra-bartoli.de.

Das Interview führte Lisa Walden.